Hoher Aufwand für Ärzte und Praxisteams
- Arbeit mit der ePA läuft für mehr als 70 Prozent der Ärzte in den Modellregionen schlechter als erwartet
- Nachbesserungsbedarf bei Software, Patienteninformationen, Datensicherheit
- Im Schnitt 8,8 Tage bis zur Einsatzbereitschaft
- Derzeit noch hoher Aufwand für alle Beteiligten
- Gastkommentar von Stefan Spieren: ePA in der Praxis – zwischen Startschwierigkeiten und echter Chance

So ganz rund läuft es noch nicht: Nach dem Start der ePA-Testphase in rund 230 Praxen aus Hamburg, Franken und Teilen von Nordrhein-Westfalen zeigen sich die teilnehmenden Ärzte in unserer aktuellen Fokus-Befragung noch alles andere als überzeugt. 71,8 Prozent berichteten, dass die Arbeit mit der ePA bislang schlechter als erwartet funktioniert habe. 12,8 Prozent sehen sich in ihren Erwartungen bestätigt, und 15,4 Prozent wurden positiv überrascht.
Nachbesserungsbedarf bei Software, Patienteninformationen, Datensicherheit
Die Ärzte bemängelten vor allem die Software: 61,0 Prozent der Befragten sehen hier noch Verbesserungsbedarf vor dem bundesweiten Rollout. Kritisiert wurden zahlreiche Aspekte von der nicht erfolgten Bereitstellung über einen hohen Zeitaufwand bis hin zu fehlerhaften oder nicht vorhandenen Funktionen.
Mehr als die Hälfte der Ärzte (53,7 Prozent) kritisierten zudem aus ihrer Sicht unzureichende Bereitstellung von Informationen für Patienten, beispielsweise von Krankenversicherern. „Die meisten Patienten wissen nicht Bescheid“, kommentierten mehrere von ihnen. Sie würden erwarten, dass die Praxis sich um alles kümmere.
Ebenso viele Ärzte sorgen sich weiterhin um die Datensicherheit der ePA. Dabei geht es nicht nur um potenzielle Hackerangriffe, sondern beispielsweise auch um den Schutz der Daten von Jugendlichen in psychotherapeutischer Behandlung – auch vor den eigenen Eltern, denen gegenüber in der Regel eine Schweigepflicht besteht, die jedoch bei Minderjährigen die ePA verwalten.
Im Schnitt 8,8 Tage bis zur Einsatzbereitschaft
Software einrichten und kennenlernen, Mitarbeiter schulen – um mit der ePA im Praxisalltag arbeiten zu können, müssen zunächst die Voraussetzungen geschaffen werden. Bei mehr als der Hälfte der befragten Ärzte dauerte dies höchstens drei Tage. Die übrigen Praxen gaben längere Zeiten an – teilweise einen Monat oder mehr. Die durchschnittliche Zeit bis zur Einsatzbereitschaft betrug 8,8 Tage.
Derzeit noch hoher Aufwand für alle Beteiligten
Wie groß der Aufwand für die ePA in der Anfangsphase in den Praxen ist, zeigen die Antworten der Ärzte deutlich:
- Den Aufwand insgesamt sehen mehr als 70 Prozent der Ärzte als hoch (50,0 Prozent) oder eher hoch (21,2 Prozent).
- Mehr als 80 Prozent halten den Erklärungsbedarf als Arzt gegenüber Patienten für hoch (55,3 Prozent) oder eher hoch (26,3 Prozent).
- Den Erklärungsbedarf gegenüber Patienten für das Praxisteam bewerten rund zwei Drittel der Ärzte als hoch (40,5 Prozent) oder eher hoch (24,3 Prozent).
Gastkommentar: ePA in der Praxis – zwischen Startschwierigkeiten und echter Chance
Die ePA ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer besseren, vernetzten Versorgung. Der Weg dorthin ist holprig, doch mit Blick auf das bereits eingeführte eRezept und die eAU sind die Aussichten vielversprechend.
Die Herausforderungen beim Start sind real: Technische Hürden, fehlende Patienteninformationen und teils unzureichende Softwareunterstützung erschweren die Umsetzung. Viele Funktionen sind noch nicht durchgängig praxistauglich, und das Praxisteam muss Zeit investieren – Zeit, die sich aber langfristig lohnen wird. Schon jetzt zeigt die Medikationsliste ihren Nutzen: Wir können sehen, ob und wie ein eRezept eingelöst wurde. Scan-Arbeiten werden bald der Vergangenheit angehören, ebenso doppelte Untersuchungen durch unvollständige Befundlagen.
Die Vorbereitung der Patienten ist essenziell. Auch wenn dies nicht die originäre Aufgabe der Praxen ist, wird uns das größte Vertrauen entgegengebracht – und wir übernehmen die Aufklärung. Wir tun das aktiv, um unsere Patientinnen und Patienten gut vorzubereiten und das gesamte Team zu entlasten. Denn in einem Jahr wird die ePA einfach funktionieren und kaum noch Thema sein.
Trotz aller Herausforderungen sehen wir in der ePA eine große Chance. Sie wird die Versorgung verbessern – alltagstauglich, sicher und effizient. Dafür braucht es jetzt vor allem Mut, eine positive Haltung und verlässliche Technik. Seit dem Start am 15. Januar 2025 sehen wir bereits viele gute Entwicklungen.

Methodik & Rahmendaten
Erhebung: Repräsentative Erhebung mit einem Online-Fragebogen
Erhebungszeitraum: 21. Februar – 7. März 2025
Sample: Für jede Berufsgruppe wurde eine repräsentative geschichtete Zufallsstichprobe angeschrieben. Für die aktuelle Fokus-Frage erhielten alle Ärzte aus den Modellregionen (Hamburg, Franken und Teile von Nordrhein-Westfalen) eine Einladung zur Befragung.
Rücklauf: Von den rund 230 Arztpraxen in den Modellregionen, die in der Testphase mit der ePA arbeiten, nahmen 41 an unserer Befragung teil.
Bildquelle: Titelbild: Adobe Stock 1037063066, Portrait Spieren: Britta Krämer